Page 89 - Fischen in den Alpen
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Die Quappe ist ein vielseitiger Raubfisch, der sich bei der Jagd auf hoch entwickelte Sinne verlassen kann. Sie ist noch stärker einem Leben am Grund angepasst als der Aal. Als Relikt früherer Kaltzeiten hat sich dieser arktische Fisch im Alpenraum in die Tiefen der Seen zurückgezogen.
sei nur nachts und im Winter aktiv. In der Tiefe verändern sich die Lebensbe- dingungen rund ums Jahr kaum. Die Lichtintensität hat einen deutlichen Einfluss auf das Verhalten. Bei klarem Wasser werden die Quappen meist erst in der Dämmerung aktiv und sogar hel- les Mondlicht scheint sie zu stören. Ist das Wasser getrübt, beispielsweise nach heftigem Regen, sind sie auch tagsüber unterwegs und dringen zeitweise sogar in flacheres Wasser vor.
Verwandtschaft im Meer
Neben der Kinnbartel verrät auch die Fortpflanzung der Quappe ihre Ver- wandtschaft mit den Dorschartigen. Sie ist als einziger Vertreter dieser Meer- fischfamilie ins Süßwasser vorgedrun-
gen. Quappen laichen im Alpenraum von Januar bis März entweder in Seezu- flüssen oder aber im See selbst und dort oftingroßerTiefe.AndenLaichplätzen versammeln sich oft Hunderte von Fi- schen. Für den Laichakt bilden sie wim- melnde Knäuel von Leibern. Die klei- nen Eier werden in großer Zahl – bis zu einer Million pro Weibchen – ins Frei- wasser abgegeben. Dank einer Ölkugel schweben sie und werden von Strö- mungen im Gewässer verteilt. So früh im Jahr sind die Eier und die daraus schlüpfenden Quappenlarven willkom- menes Futter für andere Seebewohner. Bereits im Frühsommer mit zwei, drei Zentimetern Länge gehen die jungen Quappen zum Leben am Grund über und besiedeln versteckreiche Steinufer. Ein Jahr später sind sie 15 bis 20 Zenti-
meter lang und wechseln rasch in tiefe- res Wasser. Die Quappe wächst schnell und ist im zweiten Lebensjahr oft schon geschlechtsreif.MitfünfJahrenmessen manche einen guten halben Meter, aber dann naht schon bald das Ende. Als An- passung an das Leben im Süden hat sich der Lebenszyklus der Alpenquappen enorm beschleunigt. Sie laichen frü- her und sterben jünger als ihre nördli- cher lebenden Artgenossen. Das ist der Grund, weshalb sie im Schnitt deutlich kleiner bleiben. An vielen Seen gilt das aromatische, feste Fleisch als regionale Delikatesse, die man beim Berufsfischer vorbestellen muss. Da haben Sie es bes- ser, probieren Sie mal den «Seeteufel der Alpen»...
Daniel Luther
porträt | Quappe
Fischen in den Alpen | 89
Steckbrief Quappe Wissenschaftlicher Name: Lota lota
Verbreitete Bezeichnungen:
Aalquappe, Aalrutte, Rutte, Trüsche Mittlere Grö e: 25-50 cm, selten über 70 cm lang Fangsaison: ganzjährig
Foto: Wolfgang Hauer