Page 68 - Fischen in den Alpen
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namaycuSh | prAxis
Bergseeräuber
«on the rocks»
Probieren Sie doch einmal echten Wintersport! Daniel Luther macht Sie mit den Grundlagen des Eisfischens auf den Schweizer Bergseen vertraut. Nicht nur das intensive Naturerlebnis lockt ihn in die Höhe, es gibt keine erfolgreichere Methode für kapitale «Kanadier».
Die Stille auf dem schneebedeckten See, die grandiose Bergwelt, der Blick durchs himmelblaue Eisloch in
kristallklares Wasser. Eisfischen in den Alpen ist schon vor dem ersten Biss ein faszinierendes Erlebnis. Dazu gesellen sich handfeste Vorteile für alle, denen der Sinn nach einem der mächtigen kanadi- schen Seesaiblinge steht, die in den Alpen eine zweite Heimat gefunden haben.
Der Frühling ist die beste Zeit, um auf Namaycush zu fischen. Trotz des eiskal- ten Wassers wird er mit zunehmender Ta- geslänge immer aktiver und aggressiver. Im März und April bieten sich die besten Chancen für eine Begegnung mit einem der hungrigen Jäger. Auf den Bergseen liegt dann noch dickes Eis.
Dank dieser Eisdecke erreicht man at- traktive Stellen wie tiefe Löcher, Gräben und Felswände, die normalerweise an den größeren Bergseen für den Uferfischer nicht erreichbar sind. Es ist kein Zufall, das der Schweizer Namaycush-Rekord, ein Wahnsinnsfisch von 104 Zentimeter
Länge und 24 Pfund, beim Eisfischen im Engstlensee gefangen wurde.
Taktik & Stellenwahl
Um die Löcher an den richtigen Stellen zu bohren, lohnt es sich darüber nach- zudenken, wo wir am ehesten mit einem Kontakt rechnen dürfen. Eine wichtige Hilfe ist deshalb eine Gewässerkarte mit Tiefenlinien. Interessant sind Be- reiche mit Strömung, also alle Ein- und Ausläufe. Raubfische benutzen gerne Buchten und Felswände für die Jagd. Sie treiben an solchen Strukturen ihre Beutefische in die Enge. Steile Felsufer gehören neben Bachmündungen zu den besten Namaycush-Plätzen.
Hat man keine speziellen Anhalts- punkte, beginnt man mit den Löchern in Ufernähe und macht dann im Abstand von etwa zehn Metern Löcher in einer Li- nie senkrecht zum Ufer. Jede Stelle wird konzentriert vom Grund bis unters Eis abgefischt. Findet man auf diese Weise
eine fängige Tiefe, kann man von dort aus parallel zum Ufer mehr Löcher anlegen. Optimal funktioniert diese Suche natür- lich als Team.
Grundsätzlich lohnt es sich nicht, ein Loch länger als eine halbe Stunde ohne Fischkontakt zu befischen. Eisfischen verlangt Mobilität und das kann recht anstrengend werden. Für die größeren Namaycush braucht man einen Eisbohrer mit 20 Zentimeter Durchmesser. Die Eis- dicken bewegen sich zwischen 20 und 80 Zentimeter. Darüber liegt nicht selten eine ordentliche Schicht Schnee. Diese wird vor dem Bohren mit der Schneeschaufel weg- geräumt. Wird ein See regelmäßig befischt, sollte man auf Spuren für Fänge achten, also Blut, Schuppen und Fischabdrücke.
Kurze Ruten mit Rückgrat
Die Rute darf zum Eisfischen nicht zu lang sein, denn in der Endphase des Drills sollte man nahe am Loch stehen, um den Fisch in die Öffnung zu dirigieren und zu
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Fotos: Daniel Luther