Page 70 - Fischen in den Alpen
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Namaycush | Gewässertipp
Der Schatz im silsersee
Der größte See des Oberen- gadins hat mit seiner wilden Schönheit berühmte Maler, Dichter und Philosophen inspiriert. Aber auch Anglern wird es ganz warm ums Herz, wenn sie an das kristallklare Blau und die Salmoniden darin denken, insbesondere den mächtigen «Namay».
Mit «Namay» bezeichnen die ein- heimischen Fischer in einer Mischung aus Ehrfurcht und Kose-
namen den Namaycush, der hier seit 1959 prächtig gedeiht. Ein wildes Mär- chen mit einem kapitalen Räuber hat fast jeder zu erzählen. Nur ein Happy End vermisst man bei vielen dieser Ge- schichten. Außer bei einer Handvoll Spezialisten. Seit einigen Jahren sind sie überraschend erfolgreich beim gezielten Befischen der kanadische Seesaiblinge. Doch schauen wir zuerst, wo wir sind.
Ein weltberühmtes Tal
Das Engadin ist eines der längsten Hochtäler der Alpen und als Tourismus- destination weltbekannt. In St. Moritz wurde 1865 der Skiurlaub erfunden, als das Hotel Kulm seine Saison verlängerte. Es bot seinen Gästen an neben Eislaufen und Schlittenfahrten zur Zerstreuung die tiefverschneiten Berghänge auf zwei Holzlatten hinunterzugleiten. Der Rest ist Geschichte...
Die Engadiner Lebensader ist der Inn, der 517 Kilometer später bei Passau in die Donau mündet. Am Anfang sei- ner langen Reise durch die Alpen bildet er auf rund 1700 m ü. Meer vier Seen, die zu den schönsten Angelgewässern der Schweiz gehören. Der Silsersee ist mit 410 Hektaren und bis zu 71 Metern Tiefe der größte Engadiner See und eine der besten Adressen für kapitale Namaycush. Allerdings muss man sich die schönen Fische hier verdienen. Ab-
wechslung und Aufmunterung verspre- chen die guten Bestände von Forellen und Seesaiblingen, was sich im Tagesli- mit von sage und schreibe 20 Stück (!) andeutet. Eine weitere Spezialität des Sees sind die zahlreichen Äschen, die nah am Ufer patrouillieren und mit Vor- liebe kleine braune und schwarze Tro-
ckenfliegen einschlürfen – einige dieser Seeäschen erreichen die magische Gren- ze von 50 Zentimeter.
Frühe Fänge
Für viele Besucher ist die Morgendäm- merung am Silsersee etwas Besonderes.
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Für solche Kaliber muss man sonst weit fliegen, im Oberengadin reicht kräftiges Rudern...
Fotos: Daniel Luther, privat