Page 40 - Fischen in den Alpen
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REGEnboGEnfoREllE | Gewässertipp
Faszination
Alpen-Steelhead
Der Alpenrhein ist ein Fluss der Kontroversen: Einerseits ist sein Ökosystem durch den Betrieb mehrerer Wasserkraftwerke massiv gestört, andererseits zieht ein Laichaufstieg von
teils kapitalen Regenbogenforellen die Fischer jährlich in Scharen an seine Ufer.
Seit Jahrzehnten ist der Alpenrhein in einem ökologisch schlechten Zu- stand. Die Flusssohle ist flächendeckend
mit einer Sedimentschicht überzogen und als Laichhabitat für Fische völlig ungeeignet. Der residente Fischbestand besteht aus kleinen Restpopulationen weniger Fischarten. Jedoch gibt es Fi- sche, die im Herbst vom Bodensee fluss- aufwärts wandern, um zu laichen. Re- genbogenforellen, die sich das Jahr über im See aufhalten und dort dank reich- haltiger Fischnahrung in kurzer Zeit zu respektabler Größe heranwachsen, benutzen den Alpenrhein als Wander- route, um zu ihren Laichplätzen in den Binnenkanälen im Fürstentum Liech- tenstein, im Kanton St. Gallen und im österreichischen Vorarlberg zu gelan- gen. In diesen mit Grundwasserquellen gespeisten, winterwarmen «Giessen» laichen die von den Einheimischen als Alpen-Steelhead bezeichneten Forel- len im Februar und März. Auch Ren- ken ziehen jedes Jahr im September zu
Tausenden aus dem Bodensee in den Alpenrhein. Die längste Wanderroute bewältigen die Bodensee-Seeforellen, die bis weit in das Vorder- und Hinter- rheintal im Kanton Graubünden ziehen.
Die Fangsaison der aufsteigenden Regenbogenforellen beginnt am 1. Fe- bruar. An der sogenannten Eröffnung sowie den darauffolgenden Tagen und Wochen stehen die Chancen, eine Al- pen-Steelhead zu überlisten, am größ- ten. Der Wasserstand ist Anfang Feb- ruar meist tief und die Sichtigkeit gut. Nach einigen Wochen ist die Mehrzahl der Fische in die Zuflüsse weitergewan- dert, wo sie bis zum 1. April geschützt sind. Ebenfalls eine gute Fangzeit ist der September. Nebst unzähligen Renken ziehen dann die ersten Regenbogenfo- rellen in den Fluss.
Erfolgsköder Garnele
Der beliebteste Köder am Alpenrhein ist, man glaubt es kaum, die Garnele. Die-
ser Köder scheint die Forellen vor allem wegen seines intensiven Geruchs zum Anbiss zu verleiten. Ebenfalls fängig sind die Bienenmade und der Wurm. Diese Naturköder werden mit dem Tiroler- hölzl oder einer Posenmontage grund- nah präsentiert. Viele einheimische Fi- scher benutzen dazu eine lange Flussrute in Kombination mit einer Laufrolle. Da- mit lassen sich die teils mehrere hundert Meter langen Läufe gezielt abfischen. Und das ist Voraussetzung, um über- haupt auf einen Biss hoffen zu dürfen.
Etwas seltener trifft man am Alpen- rhein auch auf Spinnfischer. Mit dem Blinker und dem Köderfisch am System werden bedeutend weniger «Rhein- bows» erbeutet, dafür gehen die meisten Seeforellenfänge auf das Konto dieser Kunstköder.
Die kleinste Fraktion stellen die Flie- genfischer, welche mit Nymphen und Streamer den Regenbogenforellen nach- stellen. Wie einzelne Spezialisten jedes Jahr beweisen, ist es keineswegs unmög-
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