Page 28 - Fischen in den Alpen
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Seeforelle | prAxis
Schleppen mit System
Die Seeforelle schwimmt schnell und weit. Mit wachen Sinnen durchstreift sie den See. Nur selten verweilt sie länger an einem Platz. Das systematische Schleppfischen erhöht die Chancen erheblich, aktive Seeforellen zu finden und zu fangen.
Im 19. Jahrhundert stellten Pioniere der Kunstköderfischerei fest, dass sich die Suche nach großen Raubfischen be-
schleunigen lässt, wenn man seine Kö- der mit Hilfe eines Boots im Gewässer «spazieren führt». Man spart die Zeit zum Werfen und Absinken lassen und befischt viel mehr Stellen, als das einem Spinnfischer im selben Zeitraum möglich wäre. In vielen Alpenseen ist die Schlepp- fischerei die populärste Methode für den Seeforellenfang.
Seehund, Zügel, Drillstock?
Beliebter Begleiter der Schweizer Schlepp- angler ist der Seehund. So nennt man den Schwimmkörper, der an einer Führungs- leine befestigt vom Boot wegzieht, sobald Wasserdruck auf ihn einwirkt. Die Leine nennt man Hundschnur. An ihr werden bis zu zehn sogenannte Zügel (Köder-
schnüre) befestigt. Je nach Schnurlänge und Beschwerung lassen sich mit dieser Montage Tiefen bis zehn Meter befischen.
Die Bisse sind nicht immer leicht zu erkennen. Nur große Fische ziehen das erhoffte V in die Hundschnur. Hängt ein Fisch, wird die Hundschnur sofort einge- holt. Falls die Forelle nicht am innersten Zügel gebissen hat, gilt es, die zwischen uns und dem Fisch liegenden Schnüre entweder auf eine Zügelrolle aufzuspulen oder sie auf der anderen Seite des Boots an die zweite Hundsschnur zu hängen. Hat man den «fängigen» Zügel endlich in der Hand, wird der Fisch von Hand gedrillt, was bei größeren Exemplaren et- was Erfahrung erfordert. Einige Schlepp- fischer verwenden einen sogenannten Drillstock, eine kurze Rute mit großem halboffenem Führungsring, mit welcher der Zügel geführt wird. Ziel ist mehr Kontrolle im Drill, insbesondere in der
Schlussphase, wenn die Forellen «gern» unter dem Boot durchtauchen oder Rich- tung Motor flüchten wollen. Zur Landung größerer Exemplare ist ein geräumiger Kescher unverzichtbar, kleine löst man noch im Wasser. Während des Drills muss das Boot Kurs halten, sonst riskiert man, dass sich die Leinen «verstricken». Des- halb haben erfahrene Schleppfischer ei- nen Autopiloten an Bord. Am besten lässt es sich zu zweit oder zu dritt schleppen.
Tief mit Downrigger
Der Downrigger setzt sich zunehmend auch in den Alpenseen durch, um in größeren Tiefen auf Seeforellen und Seesaiblinge zu schleppen. Attraktiv ist dabei die Trennung von Schleppgewicht und Fanggerät. Die Köder werden an relativ weichen Ruten angeboten, was vor allem im Drill kapitaler Fische Vor-
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