Page 45 - Fischen in den Alpen
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porträt | Äsche
Gemächlich pendelt die kräftige Äsche in der Strömung knapp über Grund. Die mächtige Rücken-
flosse, ihr auffälligstes Erkennungs- merkmal, schimmert bordeauxrot in den Strahlen der Herbstsonne, wenn sie sich von der Flusssohle löst, um ein Insekt von der Wasseroberfläche zu pflücken. Sie tut dies ohne jegliche Anstrengung, indem sie ihre breiten Brustflossen abspreizt und sich von der Strömung nach oben schieben lässt. Mit ihrem stromlinienförmigen Kör- per ist sie perfekt einem Leben im Fluss angepasst.
Wer sie ist
Die Äsche lebt bevorzugt in den rasch fließenden, sauerstoffreichen Flussläu- fen der Alpen- und Voralpen. Für den Fließgewässerabschnitt unterhalb der Bachforellenregion ist sie die Leitfisch- art. Mit ihrer farbig schimmernden Rü- ckenflosse zählt sie zweifelsohne zu den schönsten Fischen des Alpenraums.
Sie hält sich bevorzugt in kleinen Schwärmen auf und steht gerne in gleich- mäßiger Strömung knapp über grobkör- nigem Kiesgrund. Ältere Fische halten sich gerne vor Vertiefungen auf. Im Ge- gensatz zur Bachforelle ist die Äsche nicht sehr scheu und lässt sich auch von waten- den Fischern selten verscheuchen.
Ihr kleines spitziges Maul verrät ihre Vorliebe für Insektennahrung. Eintags-, Köcher- und Steinfliegen zählen zu ih- rer Lieblingsbeute. Aber auch Bachfloh- krebsen, Schnecken oder Würmern ist
sie nicht abgeneigt. Den Hauptteil ihrer Nahrung nimmt sie in Form von Insek- tenlarven zu sich.
Gefährdeter Bestand
In vielen Flüssen der Alpenregion gel- ten die Äschenbestände als gefährdet. Die Verbauung der Fließgewässer, star- ker Kraftwerksbetrieb und insbeson- dere fischfressende Vögel, namentlich Kormoran und Gänsesäger, haben ih- nen vielerorts stark zugesetzt. Teilweise können die Bestände nur durch inten- sive Schutz- und Besatzmaßnahmen er- halten werden.
In Flüssen, wo noch geeignete Laich- habitate vorhanden sind, versammeln sich die Äschen nach kurzen Laichwan- derungen im März und April auf schnell überströmten, lockeren Kiesbänken.
Nach der Ablage verbleiben die Eier für drei bis vier Wochen im Substrat. Die frisch geschlüpften Larven ernähren sich in den ersten Tagen vom Inhalt des Dot- tersacks. Anschließend findet man sie in kleinen Schwärmen in langsam fließen- dem Wasser an flachen Ufern oder im Strömungsschatten vorstehender Ufer- steine.
Die Äsche ist schnellwüchsig und erreicht im ersten Sommer Längen von acht bis zwölf Zentimeter. Das Weib- chen wird meist im vierten Lebensjahr bei einer Länge von 30 bis 35 Zentime- ter, das Männchen im dritten Lebens- jahr geschlechtsreif.
Lukas Bammatter
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Steckbrief Äsche
Wissenschaftlicher Name: Thymallus thymallus Verbreitete Bezeichnungen: Asch, Äschlin Mittlere Grö e: 30-40 cm, selten über 50 cm lang Fangsaison: Mai-Januar
Foto: Michel Roggo


































































































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