Page 34 - Fischen in den Alpen
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SeeForelle | Gewässertipp
Wallfahrt an den
walchensee
Der tiefste See Bayerns hat bis heute einen ganz speziellen Reiz für Seeforellenfischer. Hier lebt ein Stamm der Seekönigin, der einst majestätische Giganten hervorbrachte. Sie sind Geschichte, aber der Walchensee ist heute noch so wild und schön wie damals, als der legendäre Meister Stöffelmeier seine Riesen fing.
Stöffelmeier war der Name eines Wirts, der den See wie kein Zwei- ter kannte und den riesigen Walchen-
seeforellen in den 1930er-Jahren auf die Schliche kam. In seiner Gaststube hingen Bilder von unglaublichen Fän- gen: Kapitale von 62, 60, 59, 58 und 55 Pfund sowie Dutzende mehr, von de- nen jede einzelne heute eine Sensation wäre.
Diese einzigartigen Dokumente des wahrscheinlich großwüchsigsten See- forellen-Stamms der Welt sind leider nach dem Tod des Wirts verschollen. Auch die Zeit der Giganten war nach dem Bau eines Kraftwerks an ihrem wichtigsten Laichgewässer bald unwie- derbringlich vorbei.
Fänge nehmen zu
Dank Renaturierung der Obernach und professioneller Bewirtschaftung darf man heute wieder auf die Begegnung mit den silbernen Majestäten hoffen. Exemplare bis über 20 Pfund werden mittlerweile wieder jede Saison publik.
Zum Saisonstart am 1. März herrscht reger Betrieb an den weit-
gehend unverbauten Ufern des Wal- chensees. Gastfischer aus dem gesam- ten deutschsprachigen Raum träumen dann von einer Seeforelle zum Heim- bringen. Bei 60 Zentimeter Schonmaß ein ehrgeiziges Ziel. Hauptfische sind heutzutage die Seesaiblinge und Ren- ken, denen vom Ufer aus mit der He- gene und Posen- oder Grundmontage nachgestellt wird.
Vermehrt wird aber auch wieder ge- zielt auf Seeforellen gefischt. Traditionell erfolgreich ist das Zupfen mit der Elritze am Tirolersystem. Natürlich sieht man auch moderne Wobbler im Einsatz und die Faszination für Perlmutter besteht auch in Oberbayern.
Ein kleines Grüppchen von «Freaks» fischt seit Jahren mit der Fliegenrute, ein wunderbares Bild in der prachtvol- len Landschaft – und erfolgreich genug, dass dieser Anblick häufiger wird.
Den Frühling nutzen
Die besten Chancen vom Ufer aus hat man eindeutig im Frühling, sobald die Seeforellen auf der Suche nach erwärm- tem Wasser und Nahrung regelmäßig in
Wurfweite kommen. Spätestens Anfang Juni ziehen sie sich zusammen wieder in tiefes Wasser zurück.
Neben den offensichtlichen, aber entsprechend intensiv befischten Buch- ten bei Walchensee, Obernach und Niedernach findet man grundsätzlich rund um den See interessante Strecken, seien es jetzt steile Felspartien oder fla- che Kiesstrände. Rund die Hälfte des 28 Kilometer langen Ufers sind autofrei. Wer gut zu Fuß ist, fischt rasch ganz einsam. Die diversen Bachmündungen sind ein guter Anhaltspunkt. Ein Tipp: Die Seeforellen lassen sich im Wal- chensee im Vergleich zu anderen Ge- wässern oft beim Steigen und uferna- hen Ziehen beobachten, deshalb Augen auf und hinterher!
Sportlich mit dem Boot
Auf dem 16 Quadratkilometer gro- ßen See bietet ein Boot viele Vorteile. Während das Driftfischen noch kaum betrieben wird, hat das Schleppangeln viele Freunde. Da aber auf dem Wal- chensee Boote mit künstlichem Antrieb nicht erlaubt sind, ist das eine sportliche
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