Page 9 - Fischen in den Alpen
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oft kalte Polarluft staut. Einen starken Einfluss hat die Höhenlage. Pro hundert Höhenmeter sinkt die Durchschnitts- temperatur um fast ein Grad. Auf 2000 Metern über Meer herrscht deshalb ein Klima, das an jenes in Nordschweden erinnert, ab etwa 3000 Metern bleibt die Erde bis unter die Oberfläche wie in der Arktis das ganze Jahr gefroren.
Die Höhenbereiche ab etwa 1500 Metern wirken ökologisch wie Kältein- seln im milden Westeuropa. Hier findet man zahlreiche Tier- und Pflanzenar- ten, die im Zuge der Erwärmung seit der letzten Eiszeit immer weiter in den Norden zurückweichen mussten.
Das gilt auch für die Fische. Als klassische Eiszeit-Relikte gelten Seesaib- ling, Quappe und Renke, die heutzutage selbst in den großen Alpenseen die som- merkühle Tiefe bevorzugen. Fischarten wie die Seeforelle und der Hecht, die mit zunehmender Größe kühles Wasser be-
vorzugen, finden darum im Alpenraum ideale Bedingungen und wachsen ent- sprechend.
Für Angler interessant ist neben der attraktiven Fischfauna die Vielfalt von speziellen Gewässertypen, die ein Gebir- ge wie die Alpen zu bieten hat. Da sind einmal die Bergseen: oft wenig fisch- reich, aber in spektakulärer Landschaft gelegen. Regen und Schmelzwasser, die zurück zum Meer streben, formen ein dichtes Netz von Wasserwegen, die sich zu Bächen und Flüssen vereinen. Im oft steilen, felsigen Gelände entstehen wun- derschöne Wasserfälle und tiefe Gumpen. Die starke Strömung vermag große Men- gen von Geröll und Kies zu bewegen und schafft damit strukturreiche und lebendi- ge Gewässer mit idealen Fortpflanzungs- bedingungen für Kieslaicher wie Forelle und Äsche. Wie fischreich so ein Fluss ist, hat viel mit der Herkunft seines Wassers und dem Gesteinsuntergrund zu tun. Die
Idealkombination sind klares Quellwasser und Kalkstein. Daraus entstehen Traum- gewässer wie der Unec (siehe S. 22). We- niger vorteilhaft sind lang anhaltende, starke Trübung durch Schmelzwasser und mineralarmes Gestein wie Granit.
Sicherheit im gebirge
Im Hochgebirge zählt für den Fischer nicht nur die Angelausrüstung. Viele Bergbäche und -seen – und damit auch die Bachforellen und Saiblinge – müssen erwandert werden. Daher spielt auch die körperliche Fitness des Petrijüngers eine Rolle. Außerdem sind gutes Schuhwerk, angepasste Bekleidung sowie ein beque- mer Rucksack mit nahrhaftem Essen und ausreichend Getränken ein abso- lutes Muss bei jedem Ausflug ins Hoch- gebirge. Oft entschädigt ein traumhafter Ausblick auf verschneite Berggipfel, und mit etwas Glück auf einen Adler, Mur-
Während des kurzen aber intensiven Som- mers in den Hochalpen locken zahlreiche Berg- seen zu einer kurzweili- gen Fischerei auf wilde Forellen und Saiblinge.
EinlEitung
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Fotos: Daniel Luther, Beat Schlegel


































































































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