Page 8 - Fischen in den Alpen
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EinlEitung
Die majestätischen Gipfel und ma- lerischenTäler,diemunterenBä- che und tiefblauen Seen, die wir heute
als Naturwunder lieben und bestaunen, sind ganz nüchtern betrachtet die Folgen eines geologischen Auffahrunfalls. Da- mals, vor 135 Millionen Jahren erfüllte noch Dinosauriergebrüll die schwülwar- me Morgendämmerung.
Zwei mächtige Kontinentalplat- ten gerieten heftig aneinander und in den folgenden hundert Millionen Jah- ren türmte sich die Knautschzone aus Fels immer höher. Auf 1200 Kilometer Länge erhob sich ein schroffer Wall aus Granit, Schiefer und Gneis. Manche der scharfkantigen Steinmaßen ragten über 5000 Meter hoch aber eisfrei in einen tropischen Himmel. Dann begann die Eiszeit. Schnee fiel auf die Gipfel, das neue Gebirge und ein großer Teil Euro- pas verschwanden unter dicken Eispan- zern. Vor etwa 11 000 Jahren zogen sich die riesigen Gletscher endlich wieder zurück und gaben jene Landschaft frei, die unsere Welt geworden ist.
Die Alpen von heute sind quasi noch im Rohbau zu bestaunen. Das erkennt man an den schwindelerregenden Fels- wänden, den scharfen Graten und den tie- fen Schluchten. Regen, Frost, Wind und Sonne gelingt es nur langsam, die harten Konturen zu mildern. Deutlich ist dafür die rohe Gewalt der riesigen Gletscher zu erkennen, die breite Täler ausgeschliffen und tiefe Seen hinterlassen haben.
Anfänge des Angeltourismus
Die Alpen als geographische Region teilen sich heute acht Staaten, näm-
lich Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Monaco, Österreich, die Schweiz und Slowenien. Insgesamt 200 000 Quadratkilometer, die von rund 13 Millionen Menschen bewohnt wer- den und jedes Jahr weitere Millionen von Touristen anlocken.
Diese Freude an der Schönheit der wilden Gebirgslandschaft entwickelte sich erstspätmitderIndustrialisierungund der Erschließung durch moderne Ver- kehrsmittel. Britische Adlige waren die ersten, die Ferien in den Alpen verbrach- ten. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Alpen zur spektakulären Kulisse des ersten Erlebnistourismus. Dazu gehörte von Anfang an auch das Angeln!
Kein Zufall, denn die Alpen sind ein gewaltiges Wasserschloss. Die vier Strö- me Rhein, Rhone, Donau und Po ent- springen den Gletschern, Bergseen und Quellen und mit ihnen tausende Bäche und Flüsse. Ihr Wasser sammelt sich für kurze Zeit in den zahlreichen Seen und wird auch in mehreren hundert Stause- en gespeichert.
Erschließung, Besiedlung, Touris- mus und die intensive Nutzung des na- türlichen Wasserreichtums haben in manchen Regionen der Alpen zu mas- siver Lebensraumstörung und ökologi- schen Beeinträchtigungen geführt. Für Angler besonders schmerzhaft sind die trocken liegenden Restwasserstrecken, die brutalen Hochwasserverbauungen und die schädlichen Auswirkungen der Wasserkraftnutzung, zum Beispiel die künstliche Erzeugung starker Wasser- standsschwankungen zur Erzeugung von teurem Spitzenstrom. Dank ihrer Unzu- gänglichkeit ist in den Alpen noch viel
Natur erhalten geblieben, aber beson- ders der Druck auf die Ressource Wasser steigt. Ein vitaler Angeltourismus bietet die Chance, dass man in bisher unge- nutzten, natürlichen Gewässern nicht verpasste wirtschaftliche Möglichkeiten erkennt, sondern einen Reichtum, den es sich zu erhalten und zu schützen lohnt.
Bergsommer und Permafrost
Die Alpen beeinflussen das Klima Euro- pas entscheidend. Sie bilden eine natür- liche Barriere zwischen dem trockenen Kontinentalklima und dem feuchten Meeresklima der Atlantik- und Mittel- meerregion. Das Relief aus hunderten von Tälern und Höhenzügen erzeugt ein kleinräumiges Wettergeschehen, das ge- prägt ist von häufigen und heftigen Nie- derschlägen. Am Alpensüdhang führt der Mittelmeereinfluss zu einem deutlich milderen Klima als im Norden, wo sich
In natürlich erhaltenen Fließgewässern der Alpen kommt die Bachforelle noch zahlreich vor.
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