Page 82 - Fischen in den Alpen
P. 82
FreiWasser-HecHt | prAxis
Schleppen
im Freiwasser
Einen kapitalen Freiwasserhecht zu fangen braucht viel Geduld und eine gehörige Portion Glück. Die besten Fangchancen bietet die Schleppfischerei mit Sideplaner und großen Ködern.
Auf den ersten Blick erscheint die Schleppfischerei auf Freiwasser- hechte wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Ganz so schlimm ist es aber nicht. Zwar gibt es durchaus große Be- reiche, in denen sich wenige Fische auf- halten. Dafür stehen in einzelnen Zonen gleich mehrere gute Hechte beieinander. 80/20 lautet eine grobe Faustregel, die besagt, dass sich etwa 80 Prozent der Fische auf einer Gewässerfläche von 20 Prozent aufhalten.
Das wichtigste Hilfsmittel für die Lokalisierung fischreicher Gewässerbe- reiche ist das Echolot. Es hilft uns nicht nur, die fischreicheren Seengebiete zu erkennen, sondern gibt auch Aufschluss über Wasserschichtungen und fängige Tiefenbereiche. Fast immer konzentrie- ren sich die Schwärme der Beutefische und deren Jäger auf eine schmale Tie- fenzone. Diese liegt im Sommerhalbjahr häufig im Bereich der Sprungschicht, dem Übergang vom warmen Oberflä- chenwasser zum kalten Tiefenwasser.
Somit ist der Schlüssel zum Erfolg bei der Fischerei im Freiwasser nicht das Auffinden guter Stellen, sondern das Aufspüren fischreicher Seeberei- che. Diese ändern sich von Tag zu Tag, ja manchmal sogar innerhalb von Stun- den. Neben der Änderung des Lichtein- falls spielen hier auch Strömungen und Zirkulationen eine erhebliche Rolle. In jedem großen, stehenden Gewässer gibt es für den Fisch Strömungen, die es sich zu nutzen lohnt.
Wie fischen
Die effektivste Angeltechnik für das Freiwasser ist das Schleppfischen. Mit der Schleppangel lassen sich gleich mehrere Köder über eine große Wasser- fläche und auf verschiedenen Wassertie-
fen präsentieren. Je nachdem, wie viele Ruten bzw. Anbissstellen erlaubt sind, kann man auf beiden Seiten des Boots zwei Köder direkt hinter dem Boot fi- schen und weitere Köder mit Sidepla- ner seitlich zum Boot. Die verwendeten Sideplaner müssen genügend Zugkraft entwickeln, um auch große Schleppkö- der und eine zusätzliche Beschwerung ziehen zu können.
Dazu braucht man wiederum kräftige Ruten mit Wurfgewichten zwischen 50 und 100 Gramm. Die Rollen sind durch den konstanten Zug der Sideplaner einer hohen Belastung ausgesetzt. Es eignen sich daher nur große, robuste Statio- när- oder noch besser Multirollen. Die- se sollten mit einem Geflecht mit einem Durchmesser zwischen 0,20 und 0,30 Millimeter bespult sein. Zwischen dem zwingend erforderlichen Stahlvorfach und der Hauptschnur bauen die meis- ten Schleppangler noch 10 bis 20 Meter 0,40er- bis 0,50er-Fluorocarbon ein.
Fängige Köder
Bewährte Köder zum Schleppfischen auf große Hechte sind Schleppsysteme mit einem toten Köderfisch oder einem Imitat aus Gummi. Als Köderfische eignen sich Renken (falls erlaubt), Dö- bel bis etwa 30 Zentimeter Länge oder große Lauben und Rotaugen. Auch viele Wobbler bieten gute Fangchancen beim Hechtschleppen im Freiwasser. Seit einigen Jahren setzen Spezialisten bevorzugt mehrteilige Wobblermodel- le ein, häufig mit einem Körper aus Gummi. Der Hauptgrund für die Fän- gigkeit dieser modernen Fischi- mitate ist wohl, dass sie ihren natürlichenVorbilderninAus-
sehen und Schwimmverhalten nahekommen.
Im Alpenraum sind zudem auch große Blinker und Perlmutterspangen beliebt. Sie reizen weniger mit ihrem Aussehen, dafür umso mehr durch ihr auffälliges Köderspiel.
Die Köder sollten in verschiedenen Wassertiefen angeboten werden. Dazu können unterschiedlich
82 | Fischen in den Alpen