Page 81 - Fischen in den Alpen
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porträt | Freiwasser-HecHt
Die Heimat des Freiwasser-Hechts sind tiefe Seen, die über steil ab- fallende Ufer und wenig Flachwasserzo-
nen verfügen. In der Alpenregion gibt es zahlreiche solcher Gewässer mit klarem, sauerstoffreichem Wasser. Sie bieten ide- ale Lebensbedingungen für anspruchs- volle Schwarmfische wie die Renke oder den Seesaibling, die wiederum eine be- gehrte Beute für große Hechte darstellen.
Wie ein Schäferhund folgen die kapi- talen Räuber ihrer Beute im Freiwasser. Nur zur Laichzeit im Frühling finden sie sich an flachen Uferpartien mit Schilfbe- wuchs ein. Nach dem Laichgeschäft ab Anfang Mai ziehen sie zurück in den See hinaus. Zunächst findet man sie häufig noch in der obersten Wasserschicht. Doch sobald sich das Wasser im Frühsommer auf 18 Grad erwärmt hat, ziehen sie sich in tieferes Wasser zurück. In Tiefen von 5 bis 15 Metern finden sie optimale Lebens- bedingungen und viel Futterfisch.
Allerdings halten sie sich selten lan- ge in einer bestimmten Wassertiefe auf. Meist ändern sie ihren Aufenthaltsort im Verlaufe eines Tages mehrmals. In der Regel stehen die Freiwasser-Hechte in den frühen Morgenstunden hoch, tagsüber tief und steigen am späten Abend wieder bis einige Meter unter die Wasseroberfläche auf. Sie folgen dabei ihren Beutefischen, die wiederum dem Zooplankton hinterherziehen.
Freiwasser-Hechte scheinen in der endlosen Weite des «Nichts», dem ei- gentlich unlesbaren Wasserkörper ohne Anhaltspunkt zu verschwinden. Den- noch sind sie da! Selten unter 80 Zenti- meter lang und häufig nicht alleine. In der Nähe eines großen Renkenschwarms halten sich häufig mehrere große Frei- wasser-Hechte gleichzeitig auf.
Die Renke ist aber nicht die einzi- ge Beute des Freiwasser-Hechts. Auch Seeforellen, Seesaiblinge, Barsche, gro- ße Lauben und Rotaugen fallen ihm zum Opfer. Er «beseitigt» kranke sowie altersschwache Fische und schnappt sich unvorsichtige, die zu nahe an ihm vorbeischwimmen. Die teils großen Beutefische lassen ihn zu beeindru- ckenden Größen heranwachsen. Jedes Jahr werden in großen Voralpenseen Exemplare bis über 1,30 Meter und 40 Pfund gefangen.
Lukas Bammatter
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Steckbrief (Freiwasser-)Hecht
Wissenschaftlicher Name: Esox Lucius Verbreitete Bezeichnungen: Renkenhecht Mittlere Grö e: 75-100 cm, selten über 130 cm lang Fangsaison: Mai bis Dezember
Foto: Michel Roggo