Page 74 - Fischen in den Alpen
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FeLche | porträt
Renken gibt es in den meisten größe- ren Seen der Voralpen und in fast jedem See findet man mehrere Renken-
formen. In der Schweiz ist daraus eine Fülle von Namen entstanden wie Al- bock, Albeli, Balchen, Brienzlig, Blau-, Sand- oder Grundfelchen und etliche andere. Und auch im deutschen Sprach- raum existieren unterschiedliche Na- men für die Coregonenarten.
Heute weiß man, dass sich diese Fi- sche rasch den Gegebenheiten anpassen. Man redet deshalb von Formenkreisen und fasst damit verschiedene Lokalrassen und variierende Körperformen zusam- men. Viele Unterscheidungen sind um- stritten, denn fast jedes Jahr tauchen neue Erkenntnisse auf, die bestehende Eintei- lungen wieder in Frage stellen.
Fakt ist, dass Renken zu den Sal- moniden gehören; ein offensichtliches Merkmal ist die Fettflosse. Ihr kleines, zartes Maul deutet ihre nahe Verwandt- schaft zur Äsche an.
Renken haben je nach Form und Ernährungssituation einen mehr oder weniger schlanken, langgestreckten und seitlich zusammengedrückten Körper. Typisch ist ein kleiner Kopf mit rund-
licher oder auch zugespitzter Schnauze und enger, je nach Form endständiger oder unterständiger Maulspalte. Die große Schwanzflosse ist eingeschnitten. Die Rückenpartie kann von bläulich- grün bis hellbraun reichen, die Seiten sind silberblank, der Bauch weiß. Die größten Formen können über 70 Zen- timeter und rund 15 Pfund erreichen. Kleine Tiefwasserrenken kommen nicht einmal auf 20 Zentimeter.
Ihr Lebensraum
Renken bevorzugen größere, tiefe Seen mit klarem Wasser. Die am weitesten verbreitete Renkenform, die wir in vie- len unserer Voralpenseen antreffen, hält sich charakteristischerweise im freien Wasser auf und wird in der Wissenschaft als Große Schwebrenke bezeichnet.
Sie ernährt sich hauptsächlich von Zooplankton, das sie mit ihren dicht ste- henden Kiemenreusendornen aus dem Wasser filtert.
Daneben gibt es in den Seen im Al- penraum weitere Renkenformen, die sich durch ihre Lebensweise mehr oder weniger deutlich voneinander unter-
scheiden. Die Große Boden- oder Sand- renke ist ausgeprägt grundorientiert und hat ein vielseitigeres Menü als die Schwebformen. Sie frisst Kleintiere des Gewässerbodens wie zum Beispiel Wür- mer, Insektenlarven oder Schnecken und manchmal sogar Fischbrut. Die kleinen Schwebrenken ernähren sich von feinem Zooplankton. In manchen Seen bilden sie den weitaus größten Teil des Renkenbestands.
Um sich fortzupflanzen, brauchen Renken schlickfreien Grund und sauer- stoffreiches Wasser. Einzelne Renkenfor- men wandern zum Laichen in Seezuflüsse auf, so zum Beispiel am Zürich- und Bo- densee. Die Laichzeit der Alpenland-Po- pulationen liegt zwischen November und Januar. Manche Renkenformen laichen im freien Wasser, andere über ufernahen Kies- oder Geröllböden. In großen Seen gibt es oft mehrere Populationen, die sich hinsichtlich Laichplatz und Laichzeit un- terscheiden. Die Eier sinken in jedem Fall zu Boden, und die Larven schlüpfen, ab- hängig von der Wassertemperatur, nach zwei bis vier Monaten.
Daniel Luther
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